Schrammelmesse

Die Witwe eines ausgezeichneten Geigers unseres Volksopernorchesters machte mich auf die 250 Jahr Feier des Fieberkreuzes in der Atzgersdorfer Kirche aufmerksam. Das berühmte Fieberkreuz ist ein altes Wiener Heiligtum mit einer Geschichte, die bis zur Türkenbelagerung zurückgeht. Der Pfarrer der Atzgersdorfer Kirche lud mich ein ihn in der Kirche zu besuchen, um mir das Fieberkreuz anzuschauen. Ich war beeindruckt und versprach, mir eine Messe zu überlegen, vorausgesetzt, dass mir auch genug dafür einfallen würde.

Nun überlegte ich, dass ich die Geschichte des Fieberkreuzes in die Messe einbringen müsse und dachte sofort an ein Sängerquartett, welches diese Fieberkreuzballade und damit die ganzer Messe singen würde. Der Orgelklang der kleinen Kirche war mächtig und ich fürchtete, dass dieser Klang die Sänger zudecken könnte. Daher überlegte ich: es geht um eine Altwiener Kirche, um ein Altwiener Heiligtum, also warum keine Altwiener Musik dazu und kam auf die Idee, die Sänger mit einem Schrammelquintett begleiten zu lassen. Da mir anscheinend wirklich sehr schnell viel eingefallen war, wurde die Messe schon in zwei Monaten fertig.

Das Schrammelquintett ersetzte mir ein ganzes Orchester. Die zwei Geigen brachten mir den Streicherklang, die Harmonika gab mir die Harmonien und ersetzte mir die Orgel, die kleine g-Klarinette, das soggenannte „picksüße Hölzl“ gab mir Gelegenheit, Holzbläser zu ersetzen und die Gitarre war nicht nur als Begleitinstrument anzusehen, sondern ersetzte mir sogar eine Harfe. Ich komponierte eine Nummer nach der anderen, getreu dem liturgischen Text einer katholischen Messe, da ich der Meinung war, dass die Musik den Text und die Liturgie zu unterstützen hätte, weil bei einer Messe die Liturgie Vorrang haben muss. Es gibt natürlich Schrammelanklänge, die z.B. an einen Schrammelmarsch erinnern, wie das Gloria oder der Schlußmarsch. Für den Anlass der Fieberkreuzfeier nannte man diese erste Schrammelmesse „Fieberkreuz-Messe“, da aber das Fieberkreuz nur in der Atzgersdorfer Kirche hing, wurde die Messe als erste und einzige Schrammelmesse bezeichnet und auch überall so angekündigt.

Der Erfolg der Messe war riesig, ich wurde auch sofort eingeladen, diese Messe bei den Litschauer Schrammeltagen aufzuführen, natürlich unter dem Originaltitel „Schrammelmesse“. Es ist auch meines Wissens die erste und einzige Messe mit Schrammelbegleitung. Der Erfolg blieb mir treu und 2014 wurde die Messe in der Ober St. Veiter Kirche wieder aufgeführt. Als ich anlässlich des Besuches einer Ausstellung von Günther Frank in Zwettl war, kam ich mit dem ehemaligen Landtagspräsidenten Mag. Franz Romeder ins Gespräch, die Schrammelmesse wurde erwähnt und Mag. Romeder empfahl diese Messe der renovierten Zwettler Stiftskirche. Vielleicht interessieren sich noch viele Kirchen für diese Messe, ich werde sie gerne überall einstudieren, wo man sie haben will.